Donautal-Halbmarathon Neuhaus/Untermühl vom 26.10.2013

Bei meinem 30. HM leuchtete die zweitschnellste Zeit auf!
 
Auf den Donautal-HM in Neuhaus/Untermühl freute ich mich besonders, da einerseits ein Familienurlaub und andererseits ein gemeinsames Rennen mit meinen Lauffreund Markus Knasmüller anstand. Beide Ereignisse sollten die erhofften Erwartungen erfüllen. Hinsichtlich meines Renntempos hatte ich keinen Anhaltspunkt in Form eines Laktattests. Ich absolvierte aber im Vorfeld Trainings im Rahmen meines dienstägigen Lauftreffs mit rund 5:15 min/km von ca. 11 km, bei denen ich plauderte. Somit dachte ich mir, dass ich ungefähr diese Geschwindigkeit ohne Plaudern wohl über die HM-Distanz durchhalten würde können. Ich wollte auch nicht mit der bei mir oft gewählten konservativen Strategie in meinen 30. HM gehen und es auf ein sicheres Finish unter 2 h anlegen. Risiko war also mein Motto des Tages! Warum sollte mir nicht ein Ausreisser nach oben passieren und ein guter Lauf auskommen?!

Rennverlauf: Da Bruttozeitnehmung erfolgte, stellte ich mich eher weiter vorne ins Starterfeld. Von Markus wusste ich, dass die Strecke einfach sein würde. Beim Aufwärmen sah ich das einzige Kriterium: Nach rund 200 m ging es über eine Brücke mit ca. 10 Höhenmetern. Diese konnte aber erst beim Zurücklaufen auf KM 21 eine Anstrengung darstellen. Ich ließ mich über diese Brücke von den anderen Teilnehmern hochziehen und war nicht beunruhigt, als dort 5:41 min/km auf meiner Garmin aufflimmerten. Unten an der Donau angekommen, hatte ich bereits 5:10 min/km am "Tacho". Ich versuchte sodann, von diesem Tempo wegzukommen, was mir aber nicht wirklich gelang. Vielmehr fand ich eine tolle Gruppe, mit der ich die erste Rennhälfte mitlief. Mir passte sogar deren Schrittlänge, sodass ich nur im Takt mitlaufen musste und mich fühlte wie Haile hinter seinen "Zebras" beim Berlin-Marathon. Bei KM 9,5 klatschte ich mit Markus ab, der die Wende bei KM 10,55 längst passiert hatte. Unmittelbar nach dieser Wende fragte ich meine "Mitläufer", was sie denn als Endzeit anstreben würden. Lediglich einer gab die von mir anvisierten 1:52 h als Antwort. Mit diesem machte ich sodann gemeinsame Sache. Zumeist zog er, da mir aufgrund des doch zu hohen Anfangstempos die Kraft fehlte. Ich beschloss, bei der 20-km-Marke auf die Uhr zu sehen und rund 6 min hochzurechnen, um meine Endzeit zu prognostizieren. Leider irritierte mich die früher kommende Tafel "300 m Labe" und glaubte ich auf Kurs Richtung pB zu sein. Als dann wirklich der 20. Kilometer absolviert war, erkannte ich, dass pB nicht möglich, aber eine Spitzenzeit jedenfalls drinnen sein würde. Ich nahm also meine Beine in die Hand, hatte aber Angst vor der Brücke und den dortigen Höhenmetern, die in umgekehrter Richtung noch schwieriger sein würden (langer Zug, statt kurzer steiler "Hacker"). Als ich die langgezogene Kurve zur Brücke hinauflief, erkannte ich, dass sich vielleicht sogar eine 1:50er-Zeit ausgehen könnte. Am Ende des Anstieg beschleunigte ich daher nochmals, was vielleicht nicht besonders klug war. Beim Runterlaufen Richtung Ziel konnte ich nämlich dadurch weniger Gas geben. Als rund 100 m vor den Ziel Markus auf mich wartete und mich anfeuerte, blickte ich auf die Uhr und rief ihm zu: "Jetzt ist meine pB vorbei!" Es flimmerten nämlich an dieser Stelle 1:50:24 h auf (pB 1:50:21 h). Für mich war dies aber absolut kein trauriger Moment. Im Gegenteil! Ich hatte mir eine 1:52er-Zeit erhofft und lief auf 1:50:xx zu. Tatsächlich sollten es 1:50:59 h werden, wobei ich nicht sprintete, sondern den Zieleinlauf genoss!

Strecke: Von Markus wusste ich, dass dieser HM-Kurs "ziemlich flach" sein würde. Mein Eindruck ist, dass man bis auf die Brücke kurz nach dem Start und vor dem Ziel praktisch ein Bahnrennen bestreitet: Es gibt auf dieser Wendepunktstrecke von Untermühl nach Obermühl und zurück praktisch keinen einzigen Buckel, was auf rund 10 km sehr ungewöhnlich ist. Dazu kommt, dass man zunächst Donau aufwärts läuft und dann Donau abwärts, womit man natürlich die zweite Rennhälfte "bergab" läuft.
 
Organisation: Der Donautal-HM wurde am 26.10.2013 zum 15. Mal veranstaltet. Die Organisation ist (daher) professionell. Start/Ziel sind im Ort Untermühl, der über Serpentinen hinunter erreichbar am Donauufer liegt. Da es dort eng ist, leisten die Einweiser für die Parkplätze mehr als perfekte Arbeit, sodass die Läufer nicht weit Gehen müssen. Die Startnummernausgabe erfolgt in einem beheizten Zelt. Umkleiden, sanitäre Anlagen sowie Läuferverpflegung sind unmittelbar daneben. Die Labestationen an der Strecke sind alle 5 km und funktionierten prima. Eine Streckensicherung ist nicht vonnöten, da sich auf den Donauradweg, wo das Rennen stattfindet, zu dieser Jahreszeit wenige Radfahrer verirren. Startersackerl gab es keines. Bei der Rückgabe der Startnummer erhielt man als Läufergeschenk ein Handtuch. Mir gefällt dies! Mir ist nämlich eine Laufveranstaltung am liebsten, wo man die Bedürfnisse eines Sportlers befriedigt. Ein Startersackerl mit zig Prospekten und den üblichen Magnesiumtabletten und Traubenzuckerln brauche ich nicht.

Wetter: Mit rund 15 Grad Celsius durchschnittlicher Renntemperatur herrschten super Laufverhältnisse. Anfangs war es eher kühl, was mich auch zur langen Tight greifen ließ. Gegen Ende des Rennens kam die Sonne heraus und wurde es entsprechend wärmer (aber noch unter 20 Grad). Gefürchtet hatte ich im Donauraum den Wind. Lediglich die letzten drei Kilometer Richtung Wende in Obermühl war ein Lüfterl zu spüren. Nachdem dieses Lüfterl dann gleich als Rückenwind auszunutzen war, gab es nahezu perfekte Laufverhältnisse, die man bei 10 Rennen wahrscheinlich gerade einmal bekommt.
 
Spezielles/Statistisches: Aus dem Berichtstitel ist zu ersehen, dass ich im Mühlviertel meinen 30. Halbmarathon und somit ein Jubiläum bestritt. Zum dritten Mal war ich in Oberösterreich läuferisch unterwegs, wobei ich in diesem Bundesland bislang nur HMs absolviert habe. Auf einen See (Mondsee) und eine Stadt (Linz) folgte nun Österreichs größter Fluss (Donau) als Kulisse. Der Zufall wollte es, dass ich in meinem 30. HM mit meiner Familie Appartement Nr. 30 beim Bruckwirt in Obermühl bezog. Exakt eine Minute trennt mich noch von meiner Schallmauer: 1:49:59 h am Halbmarathon.
 
Resümee: Ich nahm mir vor, Risiko anstatt der Sicherheitsvariante zu wählen. 5:20 min/km erachtete ich schon als Risiko (Anm.: Diesen Schnitt schlug ich zuletzt bei der Masters-WM in Finnland an). Doch dann lief ich bis zur Halbdistanz mit einer Gruppe mit, die sogar einen Schnitt von 5:13 min/km auf die Strecke brachte. Auf Rennhälfte Zwei dachte ich mir, dass es in diesem Wettkampf ums Erfahrung sammeln gehen würde, was ich aber durchaus als positiv empfand. Letztendlich lief ich die zweite Rennhälfte um 5 sec/km langsamer als die erste und war nicht weit von meiner persönlichen Bestzeit entfernt. Die Erfahrung daraus ist, dass pB durchaus möglich ist. Daran hatte ich nämlich zuletzt schwer gezweifelt und fürs nächste Jahr eher die Unterdistanzen ins Auge gefasst. Jetzt habe ich eine große Motivation, endlich meine pB am HM wieder zu verbessern (Anm.: Dies gelang mir in 11 Rennjahren nur zweimal!). Entscheidend dafür wird auch ein gute Renneinteilung sein. Beim Donautal-HM lief ich klassisches "Positiv Splitting". Normalerweise führt "Negative Splitting" zu einer besseren Zeit. Ich denke aber, dass ich in Untermühl trotzdem gut daran getan habe, immer in einer Gruppe mitzulaufen. Hätte ich von Beginn an stur meine 5:20 min/km abgespult, wäre meine Endzeit definitiv schlechter gewesen. Laut Garmin hatte ich nämlich letztendlich einen Schnitt von 5:18 min/km.

Ausblick: Bis zum meinem nächsten Rennen, dem Balaton Maraton in Siofok, sind es drei Wochen. Normalerweise ist der zweite HM in einer Serie der schnellere. Trainingsmäßig kann ich nichts mehr ausrichten, sodass ich auf Regeneration setze. Ich habe in Untermühl auch gesehen, dass ich im Grundlagenbereich gut trainiert bin. Ich habe nämlich meine Kohlenhydratgels im Auto vergessen und diese nicht benötigt. Somit werde ich neben Regeneration etwas Tempotraining machen und dann auf gutes Wetter am Plattensee hoffen. Wie zumeist fürchte ich den Wind. Sollte dieser stark sein, wäre eine Rekordjagd aussichtslos. Das ist aber das Schöne am Freiluftsport, dass neben der eigenen Tagesverfassung auch andere Kriterien hineinspielen und Spannung bringen.