Red-Bull-Ring Lauf vom 19.6.2013   

Drei hitzige Runden mit 10 km/h über den Formel-1-Kurs samt Fotosafari!
 
Eines meiner Jahresziele heißt: "Rennen an besonderen Orten". Der Red-Bull-Ring im steirischen Spielberg ist definitiv ein besonderer Ort für eine Laufsportveranstaltung. Daher nahm ich gerne die weite Anreise an einem Mittwochabend in Kauf - und dies, obwohl ich am nächsten Tag um 9.00 Uhr in Wien zu einer Besprechung im Büro sein musste. Weitere Möglichkeiten auf einer Grand-Prix-Strecke zu laufen, gibt es nämlich nur im Ausland: Monza (Italien) und Nürburgring (Deutschland). Die Autofahrt von 1 3/4 Stunden hatte ich alleine zu absolvieren, da Andrea und Theodor nicht mitkommen konnten, da der Lauf zu spät am Abend für unseren Sohn angesetzt war. Leider konnte ich auch keinen meiner Lauffreunde zur Mitfahrt und Teilnahme am Rennen animieren.

Rennverlauf: Nachdem der Renntag der bis dahin heisseste Tag des Jahres war und die Strecke anspruchsvoll ist, wollte ich nicht Vollgas geben, da ich danach ja auch noch alleine nach Hause zu fahren hatte. Außerdem hatte ich bei einem ähnlichen Rennen (Krensdorfer Hotterlauf, zwei Runden a 4,2 KM bei Hitze) schlechte Erfahrungen gemacht. Damals wollte ich nicht mehr auf die zweite Runde rauslaufen. Ich motivierte mich dieses Mal aber damit, dass ich schon etliche Hitzerennen positiv absolviert hatte. Nachdem ich mich für drei Runden am Red-Bull-Ring angemeldet hatte, war klar, dass ich die erste Runde zum Kennenlernen der Strecke nutzen musste. Das Höhenprofil hatte ich mir zwar angeschaut, jedoch muss man sehen, wie sich dieses in der Realität gestaltet und zu bewältigen ist. Wie gewohnt, reihte ich mich am hinteren Ende der Startaufstellung ein und ließ mich danach gleich die erste Steigung bei der Start-Ziel-Geraden von den anderen Teilnehmern hochziehen. Nach ein paar hundert Metern Erholung auf ebener Strecke kam das Kriterium des Kurses: der Anstieg zur Schönberg-Geraden. Dort lauschte ich ein Läufergespräch mit, wobei einer der beiden sagte, er werde drei gemütliche Runden laufen. Ich dachte mir sofort, dass diese "Steilwand" zur Schönberg-Geraden hinauf spätestens auf der dritten Runde ungemütlich wird. Ist man endlich oben, geht es bis ins Ziel aber nur mehr bergab. In der ehemaligen Gösser-Kurve war ich dann offenbar so schnell, dass ich tatsächlich auf die Curbs geriet ;-) Die erste Runde war im Getümmel der vielen Teilnehmer rasch absolviert. Als ich dann auf die zweite Runde ging, sah ich 100 m vor mir noch zwei Teilnehmer. Ich drehte mich um und sah hinter mir niemanden mehr. Es war ab diesem Zeitpunkt also ein ziemlich einsames Rennen am ehemaligen Österreich-Ring. Natürlich hat man dann Zeit zum Denken und bereitet sich auf das einzige Kriterium der Strecke vor. Eigentlich wollte ich erst auf der dritten Runde zur Schönberg-Geraden hinaufgehen. Doch ich tat dies schon in Runde zwei, da ich ja kein Zeitziel an diesem Tag zu verfolgen hatte. Ich stärkte mich bei der Labestation auf der Schönberg-Geraden und versprach dem dortigen Personal, in 25 min nochmals vorbeizukommen. Die Bergabpassagen versuchte ich so gut wie möglich die Beine auszuschütteln und zu traben. Beim dritten und letzten Anstieg gleich nach dem Start holte ich den "Gemütlich-Läufer" von Runde 1 ein und fragte ihn, ob er vor zwei Runden irgendetwas von gemütlich gesagt hätte. Er meinte, dass sein Puls immer wieder explodieren würde. Ich sagte, er solle es locker nehmen, da es ja um nichts ginge. Am letzten Anstieg zur Schönberg-Geraden wurde ich von zwei Läufern überholt, die diese Passage komplett laufend bewältigten. Ich entschied mich für 200 m Gehen und fiel kaum ab - kurz später überholte ich die beiden zurück! Ab diesen Zeitpunkt blieb ich einige Male für Fotostopps auf der Strecke kurz stehen. Niemals zuvor hatte ich eine ähnliche Fotosafari absolviert. Diese war aber notwendig, da ich ja ohne Begleitpersonen unterwegs war. Nach rund 70 min kam ich zum letzten Mal auf die Zielgerade, genoss den Einlauf und war aber auch erleichtert, dass diese Hitzeschlacht nach 1:13 h ein Ende fand. Diese Zeit bedeutet, dass ich durchschnittlich mit etwas mehr als 10 km/h auf der Formel-1-Strecke lief... Mein obligatorisches Auslaufen war dann danach ein unvergessliches Erlebnis, da ich es nämlich komplett alleine in der Boxengasse absolvieren durfte!

Strecke: Das Höhenprofil habe ich im Rennbericht schon ausführlich geschildert. In Zahlen heißt das, dass pro 4,3-KM-Runde 70 Höhenmeter Anstieg zu bewältigen sind. Als ich im Fahrerlager meinen PKW parkte und ausstieg, waren die ersten Worte des Veranstaltungssprechers unmittelbar nach der Begrüßung, dass ein anspruchsvoller Kurs auf die Läufer warten würde... Dass in der Ausschreibung "SpielBERGlauf" steht, ist auch bezeichnend. Man muss auf dieser Strecke einfach nach Körpergefühl laufen, dann sind die Höhenmeter kein Thema bzw. einfacher zu bewältigen.
 
Organisation: Die Organisation dieses Business-Laufs ist von der Ausschreibung bis zur After-Run-Party 1a. Man findet in der Ausschreibung alles, was man im Vorfeld wissen muss, sogar ein Streckenvideo! Der Parkplatz direkt im Fahrerlager ermöglicht kurze Wege. Die Startnummernabholung war in fünf Minuten erledigt. Auf 4,3 KM gibt es zwei Labestationen. Wer nach dem Rennen noch Zeit hat, kann um EUR 5,50 eines von drei Gerichten verspeisen und seine Flüssigkeitsspeicher wiederauffüllen.
 
Wetter: Ich zähle nicht zu der Spezies Läufer, die ab 25 Grad kaufmännisch auf 30 Grad aufrunden. In Spielberg hatte es während des Rennens aber definitiv (mein Zieleinlauf war gegen 20.00 Uhr) kontinuierlich über 30 Grad, wie mir die Außentemperaturanzeige meines Autos sowie die Daten von orf.at gezeigt haben. Ich war aber froh, dass nicht ein Gewitter runterkam, was in der aufgeheizten Luft schlimm gewesen wäre. Leichter Wind brachte eine unmerkliche Kühlung, war dafür aber nicht so stark, um als Gegenwind empfunden zu
werden.
 
Spezielles/Statistisches: Mit meinem 75. Rennen konnte ich ein Jubiläum feiern! Dabei war ich zum allersten Mal überhaupt unbegleitet (Familie, Freunde, persönliche Läuferkollegen fehlten). Zum 20. Mal habe ich eine unrunde Distanz bestritten, also nicht die Klassiker HM, 10er, 5er etc.
 
Resümee: Ein Innsbrucker Anwalt und Marathonläufer schrieb mir einen Tag vor dem Rennen: "Wer Klagenfurt überlebt hat, braucht sich vor Spielberg nicht fürchten!" Dies nahm ich mir als Leitspruch mit und zog zur Verstärkung noch mein Finisher-Shirt von "Kärnten läuft" an. Nachdem ich das Rennen dann noch ohne Angst vor dem letzten Platz (über die drei Runden starteten nur 58 Teilnehmer) anging, war ein entspanntes Rennen vorprogrammiert. Trotz der Hitze konnte ich den Lauf am Red-Bull-Ring genießen. Sollte in den nächsten Jahren einer meiner Lauffreunde dieses Rennen auch bestreiten wollen, fahre ich gerne nochmals nach Spielberg.

Ausblick: Mein Jahresziel "Rennen an besonderen Orten" könnte ich erweitern auf "besondere Rennen". Ein solches steht nämlich schon vier Tage nach dem Red-Bull-Ring Lauf am Programm: Erstmals werde ich in einer Marathon-Staffel starten. Mit meinem Zwillingsbruder und dem Obmann seines Laufvereins werde ich mir im südburgenländischen Ollersdorf die 42,195 KM teilen. Danach werde ich nach kurzer Regeneration mein Herbsttraining starten.