Energy Run Eisenstadt vom 10.4.2011

 

Mein 50. Straßenrennen am Schauplatz meines 1.

 

Auf dieses Rennen hatte ich mich sehr gefreut, obwohl es terminlich zwischen zwei Halbmarathons mit nur drei Wochen Abstand lag. Oft bietet sich ja nicht die Gelegenheit, direkt vor der Haustüre seine Wettkampfschuhe zu schnüren. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man seine Rennen großteils in der Ferne bestreitet und dann aus seinem Fenster blickt und weiss: Da werde ich morgen einen Laufwettkampf bestreiten. Leider war dann der Verletzungsteufel auch vor diesem Rennen mein Gast: Nach dem rechten Knie vor Bratislava hatte ich diesmal mit der linken Wade Probleme. Nach anstrengenden Gartenarbeiten und einer intensiven Lauftreff-Einheit am Dienstag der Rennwoche zwickte die Wade bei jedem Schritt. Eine Besserung trat nur außerordentlich langsam ein, sodass ich einen Tag vor dem Rennen noch Probleme beim Stiegensteigen hatte. Wäre der Energy Run nicht das Rennen meines Laufvereins und wüsste ich nicht, wieviele Mühen meine Trainerin und Präsidentin Ruth für die Organisation auf sich genommen hat, wäre ich an diesem Wochenende keinen Wettkampf gelaufen.

 

Rennverlauf: Das Ziel war für mich seit Wochen mit einer Zeit von unter 50 min definiert. Auch trotz meiner Wadenprobleme wollte ich dieses Ziel beibehalten, da ich ja nicht wusste, ob ein paar Sekunden langsamer etwas bringen würden oder nicht. Mein Zwillingsbruder Jürgen war mit dieser Zieldefinition einverstanden und so hatte ich es wiedereinmal einfacher, da ich nicht alleine unterwegs war, sondern wir uns gegenseitig unterstützen und motivieren konnten. Mehr als die Hälfte der Strecke gesellte sich mein Lauftreff-Freund Joachim zu uns, sodass weitere Hilfe und Abwechslung vorhanden war. Joachim ließ uns dann aber aufgrund einer praktisch nicht vorhandenen Wintervorbereitung bei KM 5 ziehen. Er kam aber nur eine Minute hinter uns ins Ziel, was alleine kämpfend eine tolle Leistung war. Jürgen und ich nutzten unseren Heimvorteil und die Streckenkenntnis für ein lockeres Rennen weit weg vom Anschlag. Da es vom Start bis ins Ziel ständig bergauf und bergab geht, kann man schwer einen konstanten Kilometerschnitt rennen. Ich habe mir daher bestimmte Zwischenpunkte angeschaut. So wusste ich, dass es bis KM 5 überwiegend bergab geht. Ich wollte an diesem Punkt auf meiner Laufuhr einen Gesamtschnitt von 5:10 aufleuchten sehen, was 10 sec unter dem Soll von 5:20 lag (Anm.: Ein Rennen auf ebener Strecke würde ich natürlich niemals so anlegen.). Dann kam im Stadtbezirk St. Georgen ein ca. 1 KM langer moderater Anstieg gefolgt von einem ebensolchen Abstieg. An diesem Punkt wollte ich mit einem Schnitt von 5:15 ankommen. Ab dann kam nämlich der vielleicht von vielen unterschätzte Anstieg vom Kreisverkehr St.-Georgener-Hauptstraße bis zum Kreisverkehr Kasernenstraße. Nachdem wir alle von mir vorgesehenen Kilometerschnitte an den bisherigen Punkten sehr genau erreichten, hängten wir uns dort bei einer Läufergruppe an und ließen diese arbeiten. Beim nächsten Anstieg zur Begas waren wir schon unter meinem geplanten Soll an dieser Stelle von 5:20. Auch beim Abbiegen von der Gölbeszeile zur Kurzwiese waren wir etwas schneller als geplant, wobei dies für mich der wichtigste Messpunkt war. Der letzte Kilometer über die Haydngasse vorbei am Schloss Esterhazy ins Ziel in der Fussgängerzone der Eisenstädter Hauptstraße war dann nur mehr Kür. Jürgen und ich leisteten uns sogar einen Sprint im Stile des HM in Bratislava von vor zwei Wochen mit einer ähnlichen Endgeschwindigkeit von ca. 3:50, wobei es in Eisenstadt bergab geht und in Bratislava bergauf. Außerdem war davor weniger als die Hälfte der Bratislava-Strecke zu bewältigen, was uns diesen Sprint leicht verkraften ließ.


Strecke: Die Topographie habe ich im Rennverlauf schon ausführlich beschrieben. Besonders erwähnenswert ist der wunderschöne Start-Ziel-Bereich in der Eisenstädter Innenstadt. Der Blick auf Schloss Esterhazy vor dem Zieleinlauf vor Erreichen der Zielgerade belohnt einen für die Strapazen des Rennens. Die Stimmung in der abschüssigen Zielgeraden durch stets zahlreichem und anfeuerungsbereitem Publikum ist dann der finale Höhepunkt. Sehr schön finde ich auch die Kombination vom Laufen in der Stadt mit einer Landschaftskomponente in St. Georgen. Bei einem Kurs ausschließlich in der Stadt würde mir einiges fehlen.


Organisation: Nach einem Jahr (erfreulicher Baby-)Pause hat Ruth Schneeberger neben ihrem Job, Kinderbetreuung und eigenen Laufsportambitionen wieder die Organisation des Energy Run auf sich genommen. Hut ab! Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen! Natürlich wird es auch Wünsche verschiedenster Art geben, jedoch finde ich, dass das jetzige Konzept 1a ist. Dazu hat auch die neue Streckenführung beigetragen. Herausstreichen möchte ich noch die Fairness, die den Läufern entgegengebracht wird. So wird die Ausschreibung punktgenau eingehalten. Es gibt keinerlei Extrawürste bei der Startnummernausgabe. Als Mitglied des veranstaltenden Laufteams Burgenland Eisenstadt bekomme ich meine Startnummer keinen Tag früher, obwohl ich da wöchentlich beim Lauftreff bin, sondern muss zur vorgesehenen Zeit nochmals den Laufshop aufsuchen. Auch die Vergabe des beschränkten Weinkontigents erfolgt punktgenau laut Ausschreibung. Andernorts wird man zu einer frühen Anmeldung gelockt und bekommt dann den dafür ausgelobten Wein nicht, weil dieser "freihändig" vergeben wird.


Wetter: Wie schon vor zwei Wochen in Bratislava war es fürs Zuschauen ziemlich kalt, fürs Laufen besser. Die 15 Grad wären ohne Wind bei strahlendem Sonnenschein für Zuschauer wie Läufer ideal gewesen. Leider wehte durchgehend heftiger Wind mit Böen um 60 km/h, was vor allem im Bereich der Schützener Straße stadteinwärts Richtung St. Georgen eine echte Herausforderung und Kraftanstrengung war.

 

Spezielles/Statistisches: Wie in der Überschrift zu ersehen, war der Energy Run mein allererstes Straßenrennen (2003). Der Zufall wollte es so, dass ich meinen 50er ebenfalls auf meiner Heimstrecke bestreiten durfte. Vermutlich bin ich einer von ganz wenigen Läufern, der alle 8 Ausgaben des Energy Run bislang bestritten hat.

 
Resümee: Der Lauf mit Heimvorteil hat Spaß gemacht! Ich freue mich jetzt schon auf den Energy Run 2012, der ein Fixpunkt in meinem nächstjährigen Laufkalender sein wird. Ich hoffe, ich kann es dann mit den Rennen drumherum besser einteilen, sodass ich Vollgas laufen und meine heurige Zeit verbessern kann.


Ausblick: Genau eine Woche nach dem Energy Run in Eisenstadt steht für mich der Nizza-HM auf dem Programm. Nachdem ich derzeit keine Wadenprobleme habe und sich meine Beine auch sonst tadellos anfühlen, werde ich aus heutiger Sicht an der Cote d´Azur mein Frühjahres-HM-Ziel eines KM-Schnittes von 5:20 unter die Hacken nehmen. Natürlich werden die Tagesverfassung, das Wetter und ev. die Läufermassen (20. Auflage = Jubiläumsrennen mit besonders vielen Teilnehmern) eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem bin ich diesmal auf mich alleine gestellt, da mein Zwillingsbruder Jürgen am gleichen Tag den Marathon in Madrid bestreitet. Ich erwarte in Nizza daher ein anstrengenderes Rennen als in Bratislava, bin aber bereit dazu und freue mich darauf.