Halbmarathon Mürzzuschlag vom 26.10.2011


500 HM-Kilometer sind absolviert – samt erster Cross-HM-Kilometer!

Im Ausblick meines letzten Rennberichts (Lignano) schrieb ich, dass ich den UNIQA-Lauf  vermutlich auslassen würde, um mich aufs HM-Training zu konzentrieren, damit ich auf meiner Lieblingsdistanz Saisonbestleistung anstreben könne. Genauso machte ich es dann und erzielte mit 1:53:15 h auch die erhoffte HM-Saisonbestleistung sowie die drittschnellste HM-Zeit meiner Karriere. Im Vorfeld des Rennens gab es allerdings so viele Probleme wie nie zuvor: Drei Wochen vor dem Rennen in Mürzzuschlag hatte ich eine fiebrige Erkältung, die mich zu einer Trainingspause zwang. Der entzündete Hals war noch in der Woche vor dem Rennen vorhanden, sodass ich mich zu einem „Fitnesstest“ entschloss, den ich drei Tage vor dem Wettkampf (anstelle der sonst zu diesem Zeitpunkt üblichen lockeren Einheit) mit meinem Zwillingsbruder Jürgen absolvierte. Wir machten 6 Stück 500er in meinem geplanten Renntempo vom 5:20, damit ich abschätzen konnte, ob meine Atmung mitspielen würde. Das Ergebnis war nicht perfekt, jedoch entschied ich mich gleich nach diesem Test für den Rennantritt. Als ich am nächsten Tag (zwei Tage vor dem Rennen) Sohn Theodor in die Kinderkrippe brachte, erfuhr ich, dass dort ein Magen-Darm-Virus im Umlauf war. Ich verzichtete daher auf eine Voranmeldung für Mürzzuschlag, da ich nicht wusste, ob ich zwei Tage später tatsächlich laufen würde können. Außerdem war die Wetterprognose für den Renntag sehr unsicher. Den Tag vor dem Rennen verbrachte ich bis 19.00 Uhr im Büro. Am Renntag verknackste ich mir beim Aufstehen – wieder einmal – die Leiste. Außerdem regnete es in Eisenstadt heftig. Ich überlegte ernsthaft, die Reise nach Mürzzuschlag kurzfristig doch nicht anzutreten, tat dies aber dann doch samt Familie. Beim Einparken in Mürzzuschlag ruinierte ich mir noch die Schürze meines Autos auf einer abgeschrägten Parkplatzauffahrt und nicht etwa auf einem Randstein! Schließlich bekam ich eine dreiviertel Stunde vor dem Rennen Augenflimmern (migränehafte Sehstörung). Ich traf dann zum Aufwärmen meinen Lauffreund Mike, der ebenfalls nach Mürzzuschlag gekommen war, weil sein Bruder dort wohnt und er selbst den Viertelmarathon in Angriff nahm. Ich erzählte ihm kurz von meinen Problemen am Renntag (die der Vortage kannte er schon) und ging dann mit einem ziemlichen „Wurschtigkeitsgefühl“ an den Start.

Rennverlauf: Nachdem ich fast ein halbes Jahr keinen HM bestritten hatte, war ich unsicher, was „gehen könnte“. Dazu kam, dass mein letzter Laktattest gut drei Monate zurück lag, ich also auch von dieser Seite keinen Anhaltspunkt hatte. Dieser Laktattest hätte mich auf einen KM-Schnitt von 5:41 gesehen, ich wollte es aber mit 5:20 versuchen, da ich das Gefühl hatte, die letzten Monate gut trainiert zu haben. Mit Lauffreund Mike stand ich – leider – weit vorne in der Startaufstellung und wurde anfangs von den anderen, schnelleren Teilnehmern (auch von Viertelmarathon und 5,2-KM-Lauf) entsprechend getrieben. Der erste Kilometer war daher mit 5:11 natürlich zu schnell. Nachdem für den HM vier Runden zu absolvieren waren, versuchte ich, mir auf der ersten Runde die Strecke gut einzuprägen. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass fast die halbe Strecke auf einem Waldweg verlief, der durch den Regen der vergangenen Tage aufgeweicht war. Ich ließ mich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen und absolvierte die erste der vier Runden in 27:30. Geplant hatte ich 28:00. Nach Runde 2 und 3 flimmerten auf der Zieluhr fast sekundengenau die von mir angestrebten 56:00 bzw. 1:24:00 auf. Ich wusste aber, dass die letzte Runde hart werden würde, da ich schon auf den ersten Kilometern des Rennens brennende Oberschenkel verspürte, also keine perfekten Beine hatte. Von der Atmung her hatte ich hingegen keine Probleme. Vor der letzten Runde rief ich meiner Frau, die mich inkl. Sohn Theodor bei Start/Ziel unterstützte daher zu, dass es jetzt zäh werden würde. Ich sollte diese letzte 5,2-KM-Runde schließlich in 29:08 absolvieren, somit nicht wesentlich langsamer als die vorangegangenen drei Runden. Ich überraschte mich auf dieser Schlussrunde selbst, dass ich mich immer wieder stark redete und dabei jedes negative Wort vermied. Dies war deswegen so erstaunlich, da ich am Anfang des Rennens kein gutes Gefühl hatte und eher negative Selbstgespräche führte. Trotzdem überlegte ich auf den letzten Kilometern, noch einmal kurz zu gehen. Ich tat dies aber nicht, da ich noch einen Konkurrenten in Sichtweite hatte und glaubte, leichter reüssieren zu können, wenn ich nicht von diesem abreisse. Als dann einen Kilometer vor dem Ziel mein Lauffreund Mike extra nach dem Duschen nochmals gekommen war, um mich anzufeuern (Vielen Dank dafür!), war klar, dass ich das Ding durchdrücke und gab nochmals Gas. Den - etwas hügeligen - Schlusskilometer erledigte ich mit 5:15 unter dem Gesamtschnitt meines Rennens. Beim Zieleinlauf am Stadtplatz von Mürzzuschlag jubelte ich nach meiner persönlichen Begrüßung durch den Rennsprecher dann überschwänglich!

Strecke: Da es kein Streckenprofil auf der Veranstalterhomepage gab, versuchte ich dieses anderweitig zu erkunden. Nachdem ich via Internet nichts fand, schrieb ich dem Veranstalter, der mir eine „flache Strecke auf befestigten Wegen und Asphalt“ bekanntgab. Die „flache Strecke“ sah dann so aus, dass doppelt so viele Höhenmeter zu bewältigen waren wie auf der anspruchsvollen Eisenstädter Energy-Run-HM-Strecke. Die „befestigten Wege“ entpuppten sich als Waldwege voller Laub, Pfützen, Wurzeln und Steine. Rund die Hälfte des Kurses ist auf diesem Auweg zu laufen, der Rest war auf nassen Asphalt zu bestreiten. Als Ausgleich für die herausfordernde Strecke ist der HM um ca. 300 m zu kurz, weist also nur eine Länge von 20,8 KM auf.

Organisation: Der „Mürzer Halb- und Viertelmarathon mit Hobbylauf“ ist ein kleines Rennen, was die Teilnehmerzahl betrifft. Heuer waren insgesamt rund 150 Teilnehmer am Start. Die Nachmeldung sowie Startnummerausgabe erfolgte an einem einzigen Tisch mit vier Helfern, ging aber ruck-zuck. Für die Startgebühr von EUR 25,-- (bei Nachmeldung EUR 30,--) erhält man eine Startnummer plus vier Sicherheitsnadeln. Es gibt keine Finishermedaille oder gar ein T-Shirt, nicht einmal ein Startersackerl mit Werbematerial wird ausgegeben. Für mich sind diese genannten „Goodies“ kein Kriterium für die Rennauswahl, jedoch finde ich die Startgebühr in Mürzzuschlag definitiv zu hoch. Für dieses Startgeld habe ich schon an großen ausländischen HMs teilgenommen - und mehr als eine Startnummer plus Sicherheitsnadeln bekommen. Nichts zu kritisieren gibt es hingegen an der Freundlichkeit der Helfer und Einweiser (feuern einen sogar ständig an!), Absperrung der Strecke durch Polizei sowie an der Verpflegung (es gab zwei Labestationen, also alle 2,6 KM eine).

Wetter: Zum Start um 10.00 Uhr war der Himmel über Mürzzuschlag wolkenverhangen, es regnete aber während des gesamten Rennens nicht. Die Temperatur betrug 8 Grad, und es war windstill. Gegen Ende des Rennens schaute kurz mal die Sonne hervor.

Spezielles/Statistisches: Zum 6. Mal lief ich in der Steiermark einen Wettkampf, 4 davon waren HMs und alle 4 werden mir in bester Erinnerung bleiben: In Graz konnte ich erstmals einen HM unter zwei Stunden finishen. Meine drei schnellsten HM-Zeiten von 24 Karriere-HMs lief ich allesamt in der Steiermark (Deutschlandsberg, Stainz, Mürzzuschlag). 24 HMs ergeben eine Gesamtstrecke von 506,4 KM. Somit absolvierte ich meinen 500. HM-Rennkilometer ebenfalls in der „Grünen Mark“.

Resümee: Ich bin froh, einen HM mit unzähligen Problemen im Vorfeld erfolgreich bewältigt zu haben! Neu war für mich, dass ich ohne speziellem Spannungsaufbau ins Rennen gegangen bin, da mein Antreten kurz davor noch ungewiss war. Nicht neu war für mich der ständige „innere Kampf“ den ich auf meiner Lieblingsdistanz auszutragen hatte. Gerade dieser macht für mich den Reiz des HMs aus bzw. macht die Freude danach viel größer als auf den von mir gelaufenen Unterdistanzen. Ich habe in meinem 24. HM bzw. meinem insgesamt 59. Rennen sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt, die mir in meinem 25. HM bzw. 60. Rennen sicher zugute kommen werden.

Ausblick: Schon während dem Rennen habe ich beschlossen, den Leopoldi-HM nicht zu bestreiten, der 2,5 Wochen nach Mürzzuschlag ausgetragen wird. Auch nach dem Zieleinlauf habe ich dies sofort meiner Frau und meinem Lauffreund Mike bekanntgegeben. Ich verspürte einfach kein Potential auf eine große Ergebnisverbesserung auf der HM-Distanz. Als ich dann zu Hause die Garmin-Auswertung der Höhenmeter in Mürzzuschlag sah, kam ich nochmals kurz ins Grübeln. Doch ich werde es definitiv gut sein lassen und habe meine HM-Saison 2011 somit mit Saisonbestleistung abgeschlossen. Wann ich 2012 meine HM-Saison starte steht noch nicht fest. Aus heutiger Sicht wäre es am besten, erst im März einen HM-Wettkampf zu laufen und durch entsprechend lange Trainingsvorbereitung den Grundstein für die von mir herbeigesehnte Verbesserung meines HM-Rekords zu legen. Um die Trainingszeit im Winter aufzulockern, werde ich Rennen auf kürzeren Distanzen bestreiten. Auf die Crosslauf-Landesmeisterschaft in Oggau über 5 KM freue ich mich schon, nachdem ich in Mürzzuschlag eine ungewolltes Training dafür absolviert habe ;-)