Bratislava Halbmarathon vom 27.3.2011

27.3.10 + 27.3.11 = Ein Tschechisch-Slowakischer-Marathon

Nach meinem letzten HM-Rennen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana im Oktober 2010 habe ich mich den kompletten Winter voll aufs Training für den HM in der slowakischen Hauptstadt Bratislava und die folgenden Rennen konzentriert. Leider hat mich dann 6 Wochen vor dem Bratislava-HM eine Knieverletzung aus der bis dahin hervorragenden Vorbereitung geworfen. Drei Wochen konnte ich nur mit Schmerzen und eingeschränkt trainieren, in der vierten Woche war ich schmerzfrei und konnte mich für den Rennstart entscheiden. Entgangen sind mir ein langer Lauf und die wettkampfspezifischen Tempoläufe. Trotzdem war ich natürlich heilfroh, einfach nur starten zu können. Leider wurde aus dem geplanten erstmaligen Triple-Auftritt in einem HM mit meiner Schwägerin und meinem Zwillingsbruder nichts, da Sonja kurzfristig krankheitsbedingt passen musste. Wir werden aber aller Voraussicht nach dafür beim Energy Run in Eisenstadt in zwei Wochen gemeinsam an der Startlinie stehen und dort sogar ein Team bilden.
 

 

Rennverlauf: Ohne mein Verletzungsproblem im Vorfeld hätte ich einen Schnitt von 5:20 angeschlagen, um mein kurzfristiges HM-Ziel von 1:52:30 anzusteuern. Ich entschied mich dann aber für den 5:30er-Schnitt, den ich im Vorjahr immer anlief, da noch genug HM-Chancen heuer kommen und Jürgen so wie ich in zwei Wochen beim Energy Run starten wird. Eine Woche darauf steht für meinen Zwillingsbruder der Madrid-Marathon und für mich der Nizza-HM am Programm. Das Tempo war leicht zu treffen, da das Starterfeld nicht übermäßig groß, die Straßen anfangs aber breit sind. Nachdem wir ganz am Ende des Feldes gestartet waren, liefen wir irgendwann auf den Ballon mit 4:00 h auf, dem wir bis ca. KM 8 folgten. Bei KM 11 zeigte meine Uhr einen Schnitt von 5:32, was genau meiner Prag-Durchgangszeit an dieser Stelle von vor einem Jahr entsprach. Im Vorjahr wusste ich, dass es schwer werden würde, diese 2 sec "zuzulaufen", da ich nicht so gut trainiert war wie heuer und außerdem noch Gegenwind zu erwarten war. In Bratislava fühlte ich mich dagegen an dieser Stelle absolut locker. Fünf, sechs Kilometer vor dem Ziel kamen mir dann aber Zweifel, ob ich den Schnitt halten würde können und dachte eher an ein Ljubljana-Ergebnis mit einem Schnitt von 5:35. Vor allem schienen meine Kohlenhydratreserven an dieser Stelle zu Ende zu gehen. Noch dazu fühlte ich mich an KM 15, 16 vergleichsweise etwas schlechter als an dieser Marke in der Wachau, wo ich mit Jürgen ebenfalls den 5:30er-Schnitt lief. Streckentechnisch setzte ich in diesem Moment im Rennen die Wachau geistig mit Bratislava gleich, wo zunächst langes "Kilometerfressen" im Nirwana (pardon: der Donau entlang bzw. im Wohnviertel Petrzalka) anstehen, dann kommt man in die Stadt (Krems bzw. Altstadt von Bratislava). Mir schwante also Böses, als ich an meine Qualen auf der Ringstraße in Krems dachte. Interessantweise haben wir dann das Tempo am Ende praktisch deckungsgleich erhöht und spürte ich aber überhaupt keine Plage, obwohl ich mich davor im Rennen weniger gut fühlte als in der Wachau. Mirakel Langstreckenlauf! Erwähnenswert ist noch der Zieleinlauf: Ich hatte soviel Spaß, dass ich auf der Zielgerade laut "LAUFEN IST PRIMA, VIVA PANNONIA!" sang. Die Luft blieb mir dann allerdings weg, als Jürgen die letzten 200 m einen Sprint anzog, der noch dazu bergauf ins Ziel führte. Mit meiner Zeit von 1:55:07 war ich kurz danach aber sehr glücklich!


Strecke: Der HM-Kurs in Bratislava ist nicht schwierig. Von Jürgen wusste ich bereits, dass Petrzalka flach ist und nur die beiden Donaubrücken Anstiege bieten. Brücken laufe ich aber sehr gerne, sodass mir keine Mühe dabei auffällt. Der Kurs in der Innenstadt ist ab heuer allerdings anders, sodass ich nicht auf die Erfahrungswerte meines Zwillingsbruders zurückgreifen konnte. Für mich war die Strecke in der Innenstadt dann leichter als erwartet: Die Pflastersteine sind großteils so eben, dass kaum Unterschied zu Asphalt besteht. Es sind zwar viele Kurven zu laufen. Dafür gibt es nur einen gröberen Anstieg, wo man aber sehr bald das Ende erblickt und mit einem ebensolchen Gefälle belohnt wird. Leider sind extrem wenige Zuschauer an der Strecke - sowohl in Petrzalka wie auch in der Innenstadt. Ich kann mich kaum an einen derart stimmungslosen Stadtmarathon erinnern. Auch auf Musikbands, Trommler o.Ä. wird verzichtet. Lediglich die Wechselzonen des Staffelrennens bieten eine Anhäufung von Zuschauern. Trotzdem bleibt mir Bratislava durch den wunschgemäß verlaufenen HM in bester Erinnerung.


Organisation: Die Organisation ist tiptop und bietet alles, was man sich von einem derartigen Rennen erwartet: Bestens organisierte Marathonexpo mit freundlichem und hilfsbereitem Personal, einwandfrei gesicherte Strecke, Verpflegung ohne Stau, Funktionsshirt, Medaille.
 


Wetter: Fürs Zuschauen war es ziemlich kalt, fürs Laufen ideal. Es hatte 5 Grad und praktisch keinen Wind - vor allem vor diesem hatte ich gezittert. Er blieb ebenso aus wie der prognostizierte Regen.

 

Spezielles/Statistisches: In Bratislava lief ich zum 21. Mal die 21KM-Strecke und blieb dabei zum 10. Mal unter 2 Stunden. Es war meine 5. beste Endzeit. Zum selben Datum 27.3. lief ich in der Tschechischen Hauptstadt 2010 einen HM und in der Slowakischen Hauptstadt 2011 ebenfalls einen HM. Der sich daraus ergebende Marathon wurde von mir in 3:56:25 absolviert. Erstmals kann ich eine 1:55er-Zeit in meiner Statistik eintragen (1:54 und 1:56 gibt es schon mehrfach).

 
Resümee: In erster Linie bin ich natürlich froh, dass ich diesen HM bestreiten konnte und auch jetzt im Anschluss keine Kniebeschwerden habe. Zeitmäßig ist das angestrebte Ergebnis herausgekommen, wobei dieses sogar ohne gröbere Anstrengung erzielt werden konnte. Dies hatte ich noch nicht oft in einem HM. Der Dank gilt an dieser Stelle meinem Zwillingsbruder Jürgen, ohne dessen Unterstützung ich sicher zu kämpfen gehabt hätte!!! Unglaublich, um wieviel leichter man zu zweit läuft, obwohl man keinen einzigen Schritt weniger absolvieren muss!


Ausblick: In zwei Wochen steht mein Klassiker schlechtin am Rennkalender: der Energy Run in Eisenstadt. Neben dem schon erwähnten Teamlauf mit meiner Schwägerin und meinem Zwillingsbruder wird in dessen Rahmen auch die bgld. Straßenlauf-LM ausgetragen. Es müsste sich mit der Erholung nach dem Bratislava-HM gerade ausgehen, dass ich wieder schnell laufen kann. Und dann werfe ich jetzt schon ein Auge auf den Nizza-HM, der eine Woche darauf stattfindet. Ich bin für diese Distanz gut trainiert, mache mir aber keine Illusionen, dass es wieder so problemlos läuft wie in Bratislava bzw. ich diese Zeit vielleicht sogar locker übertreffen kann. Der 5:20er-Schnitt am HM bleibt für die heurige Saison mein Ziel. Mal sehen, ob bzw. wann ich dieses realisieren kann.