Anningerhaus Lauf vom 1.9.2012

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Ein Berglauf stand gar nicht auf meiner Zielliste des heurigen Jahres. Trotzdem hatte ich meinen allerersten Berglauf als einen Höhepunkt meines 10. Wettkampfjahres stets im Hinterkopf. Welchen Berg es schlußendlich raufgehen sollte, entschied mein sonstiger Rennkalender. Es sollte der Mödlinger Hausberg Anninger mit 675 m Höhe werden. Dies klingt zwar nicht viel, wenn man jedoch zur Vorbereitung überhaupt kein Bergtraining bestreitet, flößen einem 367 Höhenmeter auf 4,6 KM - speziell als Flachländer - trotzdem den nötigen Respekt ein. Mulmig wurde es mir erst recht, als ich beim Einlaufen rund 100 m steil bergauf lief und mich fragte, wie ich in Kürze 4,6-Bergauf-KM bewältigen sollte.


Rennverlauf: Praktisch wie gewohnt, kam ich als Letzter zur Startaufstellung, wo ich mich ganz hinten, aber noch vor den Nordic Walkern einreihte. Nach dem Startschuss wollte ich mich weiterhin am Ende des Feldes den Berg hinauf bewegen, war aber überrascht, dass etliche Läufer noch langsamer starteten als ich. An meiner Renneinteilung lag es nicht, da ich von keinem einzigen dieser Läufer später "eingesammelt" wurde. Die ersten beiden Kilometer ging es sanft bergauf, sodass ich mir dachte, dass ich den Berg bis auf den in der Ausschreibung angekündigten schwierigen Teil am Schluss laufend bewältigen würde können. Aber sehr bald nachdem mir meine Garmin KM 2 signalisierte, war diese Hoffnung dahin - ich musste in einem Steilstück kurz gehen. Es wechselten sodann flachere und steilere Passagen, wo ich einmal Laufen konnte, dann wieder Gehen musste. Ich stellte mir die Sinnfrage, ob der Berglauf wirklich das Meine wäre und der erste Berglauf gleichzeitig mein letzter sein würde. Ich wechselte dann aber den Gedanken und beschloss, die Sache als Krafttraining für meine Beine zu sehen. Ich hielt meine Vorgabe ein, nicht das Letzte zu geben, sondern nach Puls zu laufen. So machte ich bereits unter 160 Puls eine Gehpause und kämpfte mich durch die abwechslungsreichen Etappen dieses Rennens. Bei der Krausten Linde, einer Gastwirtschaft, ging es weg vom Gelände kurz raus auf die Straße "Am Anninger". Dort überholte mich ein Auto, was ich mit einem "Nimm mich mit!" quittierte - die Zuschauer und der Streckenposten lachten. Danach ging es unmittelbar auf die ehemalige Rodelbahn. Diese wurde im Jahr 1907 eröffnet und diente bis 1967 Rennrodel-Bewerben. Nach Absolvierung dieser Besonderheit eines Berglaufs folgte noch ein kurzes Bergaufstück, eine flachere Passage und schließlich rund 100 m bergab ins Ziel beim Anningerhaus. 38 Minuten nach dem Start hatte ich meinen ersten "Gipfelsieg" errungen. Erwartet hatte ich 30 Minuten, wobei ich von einem 6er-Schnitt ausging. Die KM-Zeiten waren aber mit 6, 7, 8, 10 und 9 Minuten praktisch alle über dem von mir geschätzen 6er-Schnitt.
 
Strecke: Die Strecke eines Bergrennens ist natürlich viel weniger vorhersehbar als die eines Straßenrennens. Von der Veranstalter-Homepage hatte ich die Information, dass der obere Teil anspruchsvoll wäre. Dies bestätigte mir auch meine Arbeitskollegin aus Mödling, die den Anninger schon zig-Mal trainingsmäßig gelaufen war. Außerdem gab sie mir Informationen zum Untergrund. Trotzdem war ich überrascht, wie schwierig das Terrain war. Mit Wurzeln auf Waldboden hatte ich gerechnet. Dass aber Steine wie im Hochgebirge einen Gutteil der Strecke pflastern würden, überraschte mich. Ich kann somit von einem würdigen Berglauf und keinem Anfängerberglauf berichten.
 
Organisation: An der Organisation gibt es wenig auszusetzen. Mir fehlte in der Ausschreibung die Bekanntgabe der Zeitnehmung, was mir allerdings egal war. Es war schließlich die von mir erwartete Handstoppung. Weiters hätte ich mir gewünscht zu erfahren, ob man per Pkw zum Ziel fahren und somit einen privaten Rücktransport organisieren hätte können. Ansonsten war die Abwicklung des Rennens von der Startnummernausgabe bis zur Zielverpflegung topfreundlich. Ich hatte das Gefühl, dass hier ein Rennen von Läufern für Läufer veranstaltet wurde.
 
Wetter: Das Wetter entsprach dem, was man sich für einen Berglauf vorstellt: Kalt, nass, nebelig. Als in der Früh mein Wecker ertönte, hörte ich den Regen auf das Dach unseres Hauses prasseln. Da Mödling nicht allzuweit entfernt liegt und ungefähr das gleiche Wetter hat, war meine Motivation gering, der Bettdecke zu entfliehen. Ich tat es trotzdem und lag wenig später müde mit einem Kaffee vor mir auf dem Sofa. Auf der Anfahrt nach Mödling erwartete ich auf der Südostautobahn ab Pottendorf den Anninger-Gipfel zu sehen - vergeblich! Dieser verschwand im Nebel... Dies bestätigte sich auch während des Rennens dadurch, dass Nebelschwanden auftauchten, je näher ich dem Gipfel kam. Der intensive Regen der vergangenen Tage machte die Strecke, insbesondere die Steine im oberen Bereich des Berges, extrem rutschig und gefährlich. Die Temparatur von 12 Grad ließ mich an meinen Weinklimaschrank denken...
 
Spezielles/Statistisches: Mödling ist der Nachbarbezirk zu Wien/Liesing, wo ich ein Jahrzehnt lang gewohnt habe. Auch heute noch benutze ich allwöchentlich auf der Fahrt von Eisenstadt zu meiner Arbeit die Abfahrt "Mödling-SCS". Trotzdem habe ich es nie geschafft, Mödling direkt zu besuchen. Getreu meinem Homepage-Motto "Kennenlernen von vielen neuen Städten und Gegenden", ist mir dies nun gelungen. Der wichtigste statistische Punkt ist natürlich mein allererster Berglauf! Daneben habe ich in Niederösterreich jetzt 8 Rennen bestritten, womit Niederösterreich mit Wien ex aequo an zweiter Stelle der österreichischen Bundesländer liegt (Platz 1: Burgenland mit 29 Rennen).

Resümee: Der Anningerhaus Lauf war ein erstes Hineinschnuppern in die Berglauf-Szene. Gefühlsmäßig sind die Bergläufer entspannter als die Straßenläufer, was natürlich sympatisch ist. Trotzdem werde ich jetzt nicht zum regelmäßigen Bergläufer, sondern bleibe beim Straßenlauf. Die Dynamik der Fortbewegung auf der Straße ist eine ganz Andere als die am Berg. Trotzdem werde ich sicher (!) weitere Bergläufe bestreiten. Vom Ranking liegt der Straßenlauf bei mir absolut an der Spitze. Dann kommt der Bahnlauf, gefolgt vom Berglauf und dem Cross. An Bergläufen interessieren mich: Geschriebenstein (höchste Erhebung des Burgenlandes), Rosalia (höchste Erhebung des Nord-Burgenlandes), Kahlenberg (Wien) und Erzberg (Steiermark). Diese werde ich in den nächsten Jahren "erklimmen", wenn es mein Rennkalender zulässt.

Ausblick: Ich hatte erwartet, dass meine Waden nach einem Berglauf extrem beleidigt sein würden. Befürchtet hatte ich, dass vielleicht ein Knie der Belastung nicht standhalten würde. Nach dem Auslaufen am Tag nach dem Rennen kann ich sagen, dass beides nicht eingetroffen ist!!! Ich bin daher für den Rest des Laufjahres 2012 höchst optimistisch. Jedenfalls möchte ich meine pB am VM bestätigen/unterbieten und hoffe auf einen Antritt in drei Wochen in Zwentendorf. Zumindest einen HM möchte ich heuer natürlich auch noch laufen, wobei ich dabei als Zeitziel nur Sub-2h habe.